Im Auftrag der Projektgesellschaft Schloss Osterstein GmbH & Co KG war S&P Sahlmann Leipzig ab 2003 an der planerischen Projektentwicklung beteiligt und ab 2006 mit der vollständigen Architekturplanung zum Wiederaufbau betraut. Der besondere Anspruch an die Architekturplanung ergab sich aus der bewahrenden Integration der historisch wertvollen Substanz in ein modernes Bauwerk, welches eine bedarfsgerechte, effiziente und zeitgemäße Nutzung ermöglicht.
Die sanierten historischen Teile des Nord- und Südflügels, insbesondere deren historische Gewölbe im Erdgeschoss, prägen die Renaissancestrukturen. Die Nutzung dieser Räume ist vor allem den Funktionen mit einem hohen Erlebniswert vorbehalten (Bereiche des gehobenen Wohnstandards, Gastronomie, öffentliche Veranstaltung, Bildung …). Der überwiegend als Neubau errichtete Westflügel dient in erster Linie der Unterbringung der Kernpflegefunktionen. Die Pflegebereiche selbst wurden vollständig mit modernster Hubtechnik ausgestattet und ermöglichen somit für das Personal beste Arbeitsbedingungen.
Die historischen Volutengiebel des Nord- und Südflügels prägen das Stadtbild im Bereich der ehemaligen Stadtmauer. Die als Schaufenster errichtete zurückgesetzte östliche Verbindung zwischen dem historischen Nord- und Südflügel ordnet sich neutral unter. Die unteren Geschosse des Ostflügels lehnen sich in ihrer Formensprache an die früher vorhandene Schildmauer an. Sie beinhalten die zentralen Verwaltungs- und Funktionsräume (Empfang, Geschäftsleitung, Personal, Küche, Wäscherei).
Die gesamte Anlage ist vollständig barrierefrei erschlossen und enthält zwei Aufzugsanlagen. Denkmalpflegerisches Augenmerk gilt weiterhin dem Torturm mit seinen Ziergiebeln, den Wendelsteinen mit den Sandsteintreppen, dem inneren Schlosshof mit seinen abwechslungsreichen Außenansichten, dem gotischen Portal über dem südlichen Tor, dem Altan, den Gewölben und toskanischen Säulen in der großen Hofstube und der ehemaligen Hofküche, dem gotischen Kellergewölbe im Nordflügel und vielen weiteren Details.
Das unkonventionelle Betreiberkonzept basiert auf einer Idee von Prof. Wilfried Schlüter – Präsident der European Association for Directors of Residental Care Homes for the Elderly. Sein Ziel ist die verstärkte Integration der Elterngeneration vom Rand in die Mitte der Gesellschaft, von der Altenwohnstätte zum Lebensort.
Dementsprechend befindet sich im größten Teil des Schlosses eine Seniorenwohnanlage, die von einer großen Offenheit und einem differenzierten Pflegeangebot geprägt ist. Das Leben vollzieht sich in kleineren Hausgemeinschaften. Den Bewohnern steht eine Vielzahl interner und externer Dienstleistungsangebote bei Bedarf unmittelbar zur Verfügung. Die Ein- und Zweibett-Wohnungen innerhalb der Hausgemeinschaften werden ergänzt und weiter differenziert durch abgeschlossene und selbstständige Exklusivwohnungen in historischen Räumen.
Gemäß der Zielstellung einer Integration der Elterngeneration in der Mitte der Gesellschaft bleibt der Schlosshof öffentlich zugänglich. Eine weitere Nutzung als städtischer Themenmarkt wird angestrebt. Für öffentliche Veranstaltungen steht die Große Hofstube und der Schlosshof zu Verfügung. Öffentliche Erlebnisgastronomie bietet das Restaurant in der historischen Hofküche des Südflügels und das Weinrestaurant im gotischen Kellergewölbe des Nordflügels. Zum Kernbereich des Heimbetriebes in Hausgemeinschaften gehören weiterhin: Intensivpflegestation, Pflegehostel für die Überleitungspflege, Pflegehospiz und Gästezimmer.
Ebenfalls in den Schloßkomplex zu finden sind Räumlichkeiten für Physiotherapie, Ergotherapie, Frisör, Fußpflege und weitere Wellnessangebote, Praxisräume für einen Allgemeinmediziner. Aber auch eine Cafeteria und Schulungsräume in Kooperation mit einem Bildungsträger.